Sauna und Immunsystem: Was sagt die Wissenschaft?

Einführung: Wärme, die uns schützt

Stell dir vor, es ist ein kalter Wintertag. Draußen pfeift der Wind, die Nase läuft, und du fühlst dich ein bisschen schlapp. Dann betrittst du eine Sauna: Die wohlige Wärme umarmt dich, der Duft von Holz und ätherischen Ölen steigt dir in die Nase, und plötzlich scheint die Welt wieder in Ordnung. Für viele ist die Sauna ein Ort der Entspannung – aber könnte sie noch mehr sein? Könnte sie dein Immunsystem stärken und dich widerstandsfähiger gegen Erkältungen machen? Diese Frage beschäftigt nicht nur Sauna-Fans, sondern auch Wissenschaftler weltweit. In diesem Artikel tauchen wir tief in die Forschung ein und beleuchten, was die Sauna wirklich für deine Gesundheit tun kann.

Was sagt die Wissenschaft? Ein Blick auf die Studien

Die Idee, dass Sauna das Immunsystem unterstützt, ist nicht neu. Besonders in Finnland, wo fast jedes Haus eine Sauna hat, ist der Glaube an ihre gesundheitlichen Vorteile tief verwurzelt. Aber was sagt die Wissenschaft dazu? Eine der bekanntesten Untersuchungen stammt von der Universität Ostfinnland: Die sogenannte KIHD-Studie verfolgte über 25 Jahre hinweg knapp 2000 Männer und beobachtete ihre Saunagewohnheiten. Das Ergebnis war beeindruckend: Wer vier oder mehr Mal pro Woche saunierte, hatte ein um 28 Prozent geringeres Risiko, an einer Lungenentzündung zu erkranken, verglichen mit denen, die nur einmal pro Woche oder seltener schwitzten.

Doch nicht nur schwere Erkrankungen standen im Fokus. Rolf Piper, Sportwissenschaftler und Experte des Deutschen Saunabundes, betont: „Das Einatmen der heißen Luft regt die Schleimhäute in den Atemwegen an, mehr Abwehrstoffe zu bilden.“ Eine Umfrage unter 20.000 Saunabesuchern ergab, dass über 78 Prozent selten oder gar nicht an Infekten erkranken. Klingt vielversprechend, oder? Allerdings gibt es auch skeptische Stimmen. Die Cochrane Collaboration, eine Gruppe unabhängiger Wissenschaftler, untersuchte 2019 Studien zu Kälte- und Wärmeanwendungen. Ihr Fazit: Es fehlen hochwertige Beweise dafür, dass Sauna oder Wechselduschen grippale Infekte direkt verhindern. Die Datenlage ist also nicht eindeutig – aber sie deutet darauf hin, dass regelmäßiges Saunieren das Immunsystem zumindest unterstützen könnte.

Wie wirkt die Sauna auf den Körper?

Um zu verstehen, warum die Sauna dem Immunsystem guttun könnte, lohnt sich ein Blick unter die Haut. Wenn du eine finnische Sauna betrittst – mit Temperaturen zwischen 80 und 100 Grad Celsius – passiert etwas Erstaunliches: Deine Körperkerntemperatur steigt um ein bis zwei Grad, die Haut wird sogar bis zu zehn Grad wärmer. Es ist, als würdest du ein leichtes Fieber simulieren. Und genau dieses „Fieber“ könnte der Schlüssel sein.

Fieber ist nämlich keine Krankheit, sondern eine Waffe deines Körpers gegen Eindringlinge wie Viren und Bakterien. In der Sauna wird dieser Effekt nachgeahmt: Die Hitze regt die Produktion von Immunzellen wie weißen Blutkörperchen an, die Krankheitserreger bekämpfen. Gleichzeitig steigt die Durchblutung, auch in den Schleimhäuten von Nase und Rachen – genau dort, wo Erkältungsviren oft zuschlagen. Die feuchte, warme Luft hält diese Schleimhäute geschmeidig und unterstützt ihre Abwehrfunktion. „Gesunde Schleimhäute sind die erste Verteidigungslinie gegen Atemwegsinfekte“, erklärt Dr. Anna Erat, Sportmedizinerin und Sauna-Expertin aus Finnland.

Doch es gibt noch einen zweiten Effekt: der Wechsel zwischen Hitze und Kälte. Nach dem Saunagang folgt oft eine kalte Dusche oder ein Sprung ins Becken. Dieser Temperaturwechsel trainiert die Blutgefäße, die sich bei Hitze weiten und bei Kälte wieder zusammenziehen. Das hält dein Herz-Kreislauf-System fit und hilft dem Körper, Temperaturschwankungen im Alltag – etwa im Winter – besser zu verkraften. Und ein fitter Kreislauf bedeutet oft auch ein starkes Immunsystem.

Entspannung als Immun-Booster

Die Sauna ist mehr als nur ein Hitzeraum – sie ist ein Rückzugsort. In unserer hektischen Welt, in der Stress allgegenwärtig ist, kann das entscheidende Auswirkungen haben. „Stress ist Gift für das Immunsystem“, sagt Dr. Rainer Stange, ein Berliner Experte für Naturheilverfahren. Wenn du gestresst bist, schüttet dein Körper Cortisol aus, ein Hormon, das die Immunabwehr dämpft. In der Sauna passiert das Gegenteil: Du entspannst, dein Stresspegel sinkt, und dein Körper kann sich auf seine Abwehrkräfte konzentrieren.

Diese Wirkung ist nicht nur ein Gefühl – sie ist messbar. Studien zeigen, dass regelmäßiges Saunieren den Cortisolspiegel senkt und die Produktion von Endorphinen, den sogenannten Glückshormonen, steigert. Das Ergebnis? Du fühlst dich nicht nur besser, sondern gibst deinem Immunsystem auch die Chance, auf Hochtouren zu laufen. Besonders in der kalten Jahreszeit, wenn Erkältungen lauern, kann diese Kombination aus Wärme und Entspannung ein echter Gamechanger sein.

Praktische Tipps: So holst du das Beste für dein Immunsystem heraus

Möchtest du die Sauna nutzen, um dein Immunsystem zu stärken? Dann gibt es ein paar Dinge zu beachten, damit du den vollen Nutzen daraus ziehst – und keine Risiken eingehst.

  1. Regelmäßigkeit zählt: Einmal im Monat schwitzen reicht nicht. Experten wie Rolf Piper empfehlen ein bis zwei Saunabesuche pro Woche, idealerweise mit jeweils zwei bis drei Gängen von 8 bis 15 Minuten. So gewöhnt sich dein Körper an die Reize, und dein Immunsystem profitiert langfristig.
  2. Der richtige Ablauf: Beginne mit einer warmen Dusche, um deine Haut vorzubereiten. Nach jedem Saunagang ist Abkühlen angesagt – erst an der frischen Luft, dann mit kaltem Wasser. Ein warmes Fußbad danach verhindert Nachschwitzen und hält die Durchblutung in Schwung.
  3. Trinken nicht vergessen: Durch das Schwitzen verlierst du bis zu einem Liter Flüssigkeit pro Stunde. Trinke danach ausreichend Wasser oder Kräutertee, um deinen Flüssigkeitshaushalt auszugleichen – das unterstützt auch dein Immunsystem.
  4. Zubehör für den Extra-Kick: Ein Aufguss mit ätherischen Ölen wie Eukalyptus oder Kiefer kann die Atemwege zusätzlich befreien und dein Wohlbefinden steigern.

Mit diesen einfachen Schritten wird jeder Saunabesuch zu einem kleinen Gesundheits-Boost – ganz ohne großen Aufwand.

Vorsicht ist besser als Nachsicht

So wunderbar die Sauna auch ist, sie ist nicht für jeden und jede Situation geeignet. Wenn du bereits einen Infekt hast – mit Fieber, Husten oder Halsschmerzen – solltest du die Sauna meiden. „In dem Fall belastet die Hitze den Körper zusätzlich“, warnt Dr. Erat. Auch bei Herz-Kreislauf-Problemen, Bluthochdruck oder während der Schwangerschaft ist Vorsicht geboten. Sprich in solchen Fällen unbedingt mit deinem Arzt, bevor du loslegst.

Für Anfänger gilt: Übertreib es nicht. Starte mit kürzeren Gängen bei milderen Temperaturen (z. B. 60-70 Grad) und steigere dich langsam. Dein Körper wird es dir danken – und dein Immunsystem auch.

Fazit: Ein heißer Weg zu mehr Gesundheit

Die Sauna ist mehr als ein Wellness-Trend – sie ist ein Werkzeug, das dein Immunsystem auf natürliche Weise unterstützen kann. Die Wissenschaft zeigt: Regelmäßiges Saunieren kann die Abwehrkräfte stärken, die Durchblutung fördern und Stress abbauen – alles Faktoren, die dich widerstandsfähiger machen. Zwar sind nicht alle Effekte bis ins Detail bewiesen, doch die Kombination aus Hitze, Kälte und Entspannung spricht für sich.

Also, warum nicht mal ausprobieren? Schnapp dir ein Handtuch, atme tief durch und lass die Wärme ihre Arbeit tun. Vielleicht wird die Sauna dein neuer Verbündeter im Kampf gegen Erkältungen – und ein Ort, an dem du dich rundum wohlfühlst. Dein Immunsystem wird es dir danken.